„Schnörksel“, 2005/2006
Pigment-prints auf Bütten (Reproduktionen von
Modemagazinen, digital bearbeitet, neu gestaltet
mit Texten von Rainer Fuchs, Mumok Wien)
bestickt, gerahmt je 56 × 43 cm
(Fotos: Michael Michlmayr)

Text

Die in sich verschlungenen und verschliffenen Formen der Ornamente sind nicht einfach Motive eines hermetischen Selbstbezuges, sondern im Gegenteil metaphorische Bilder der Verschlingungen und Durchdringungen von privater und öffentlicher Sphäre, von Individuum und Gesellschaftskörper.

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Die Identität der Geschlechter und jene der Ornamente verweisen aufeinander. Beide sind nicht einfach vignettenhaft ineinander verschlungen, sondern auf prekäre Weise miteinander verstrickt.

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Wenn das Ornament seiner bloß dienenden Funktion enträt, um selbst als dominierendes Motiv aufzutreten, indem es dessen fotografisches Abbild in frei schwebender Zeichenhaftigkeit überspielt und verklammert, dann zeigt sich darin eine Art Befreiung des Ornaments von historisch tradierten Funktionen. Man könnte auch davon sprechen, daß ein gewöhnlich der klischeehaften Vereinnahmung ausgesetztes Motiv, nun seinerseits zur Vereinnahmung von anderem befähigt erscheint. Dies wiederum ließe sich mit inszeniertem Rollentausch assoziieren, der als symbolisches Szenario auf die Rollenverhältnisse der Geschlechter, der gesellschaftlichen Klassen und der darin zu deren Reproduktion reproduzierten Interessen verweist.

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Während die stilpsychologisch orientierte Kunstwissenschaft noch im Dunkel selbstgestellter Widersprüche tappte, verdammten Vertreter einer schnörkellos engagierten Moderne das Ornament als Symptom primitiver Triebhaftigkeit und stellten die Dekadenz des Ornamentalen mit weiblicher Erotik auf eine Stufe. Die Verachtung des Weiblichen und dessen Stigmatisierung als primitiv-irrationale Gefahr für fortschrittliche Intellektualität und Urbanität gingen also Hand in Hand mit der Kritik am Ornament als Ausdruck geistlos ungezügelten (weiblichen) Instinkts. Diese Auffassung wirkt bis heute nach.

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Als der Geschichte unterworfene und die Geschichte zugleich prägende Motive entziehen sich die Ornamente eindeutigen Festschreibungen und gleichen darin der Identität jener Subjekte, die diese Ornamente produzieren und kultivieren. Denn ebenso wie die Identität des Ornaments „läßt sich die Geschlechtsidentität nicht aus den politischen und kulturellen Vernetzungen herauslösen, in denen sie ständig hervorgebracht und aufrecht erhalten wird.“

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