Kulturzentrum Eisenstadt, 2012
Offener Wettbewerb:
»Raum-Poesie«, Kulturzentrum Eisenstadt, 2012
(in Zusammenarbeit mit Arch. Willi Frötscher)
Eine plastisch von der Wand abgesetzte Bildtafel mit einem abgerundeten Winkel bildet einen Bildraum, der sich über zwei Geschoße erstreckt und auf die Funktion des Stiegenhauses – das mehrere Gebäudeebenen verbindet – reagiert. Eine besondere Herausforderung stellt das bereits vorhandene Fresko von Peter Pongratz mit seiner intensiven Farbigkeit im Foyer des ersten Obergeschoßes dar. Maria Hahnenkamp und Willi Frötscher entscheiden sich für einen weißen Bildhintergrund, der sich vom zarten Grau des Stiegenhauses absetzt, und einem aufgemalten ornamentalen Lineament in Dunkelgrau. Die Ornamente stammen (wie immer bei Maria Hahnenkamp) aus einem Vorlagenbuch von 1860, sie wurden digital gezeichnet und neu bearbeitet. Geschwungene Textbänder verweben sich mit den vegetabilen und abstrakten Formen. Maria Hahnenkamp – die immer wieder theoretische, philosophische und literarische Texte in ihre Arbeiten integriert – verwendet für die Gestaltung des Stiegenhauses Zitate aus dem Buch „Poetik des Raumes“ (zumeist aus dem Kapitel »Die Winkel«) von Gaston Bachelard, sowie Interviews mit den Künstlern Lawrence Weiner und Olaf Nicolai. So ist in einem Zitat von Gaston Bachelard zu lesen: »Im Haus der Worte die Treppe hinaufsteigen heißt träumen, heißt sich verlieren in den fernen Gängen einer unsicheren Etymologie, das heißt: in den Worten unauffindbare Schätze suchen.«
Eva Maltrovsky
Eva Maltrovsky – Mag. Dr., geb. 1959, lebt in Eisenstadt und Wien, Studium der Germanistik und Theologie, einige Semester Kunstgeschichte, Promotion über das Thema Sprache-Bild-Texte in der bildenden Kunst. Hochschulprofessorin, langjährige Lehraufträge an der Universität Wien, Kuratorin und Autorin im Bereich bildende Kunst im 20. und 21. Jhdt. Publikation: Die Lust am Text in der bildenden Kunst, Peter Lang, Frankfurt am Main, Wien 2004.